Aus Accra

Vom tropischen Klima etwas matt bewegen wir (Stephan, Schaumi (2 Komillitonen) und ich) uns in Accra, der Hauptstadt Ghanas. Seit 3 1/2 Tagen schwitzen wir ununterbrochen und auf unserer Haut bildet sich eine klebrige Schicht aus Schweiss, Sonnencreme und Nobite, eine etwas agressivere Autan-Variante.

Accras Facettenreichtum ist beeindruckend und scheinbar hat die Stadt fuer jeden Blickwinkel zwei Gesichter parat:

Auf einer Strasse nahe der komplett zugebauten Kueste laesst uns David kaum passieren. Als wir sein Angebot ausschlagen uns fuer einen Wucherpreis zum Strand zu bringen, wird er unfreundlich und den ehemaligen „Freunden“ wuenscht er nun sie moegen es ueberleben, wenn er an der naechsten Kreuzung nicht mehr bei ihnen ist. Im Gegensatz zu diesem Versuch sich an Touristen zu bereicher steht die Ehrlichkeit, die wir viel haefiger antreffen. Verkaeuferinnen, die kaum mehr verdienen als zum taeglichen Ueberleben noetig, bestehen auf ein faires Geschaeft und nehmen selbst kleine Restgeldbetraege nicht als Geschenk an. Wenn sie nicht rausgeben koennen gibt es halt noch eine Banane mehr.

Auch die Geruchswelt ist voller Kontraste. Als ich am ersten morgen unser Hotel verlasse wirft mich der Gestank fast um: Offene Abwasserkanaele in der prallen Sonne, Abgase alter Autos und der Rauch von brennendem Muell. Ich mache mir Sorgen um meine Gesundheit und wuerde gerne die Nase unter’s T-Shirt stecken, aber dort wartet ja diese Schweiss-Sonnencreme-Autan-Mixtur. Andere Gassen moechte man kaum wieder verlassen. Sie sind voll mit frisch-saftigen Kokosnuessen, Orangen, Mangos und Ananas. Es gibt gegrilltes Fleisch, Fisch, Kochbananen und Reis. Die gut gewuerzten Speisen lassen ein immer wieder an diesen Orten Verweilen.

Nur eins ist in Accra immer gleich: Es ist tierisch voll. Es scheint als versammle sich halb Ghana in Down Town um dort auf Strassen und Gehwegen seine Geschaefte zu taetigen.

Erst Abends, wenn die Menschenmassen in Sammeltaxis aus der Innenstadt in die Peripherie rollen, wird es ruhiger. Man geniesst in den nun ruhigeren Strassen Ghanaisches Bier und diskutiert angeregt. Bei den Temperaturen reichen 0,625 Liter und man schlaeft, nachdem man gemuetlich nach Hause geschlendert ist, schnell ein. Als wir zwei Tage spaeter so einen Abend an der Hotelbar wiederholen wollen, laeuft Reggaemusik und auch ein stadtweiter Stromausfall kann der entspannten Stimmung keinen Abbruch tun. Vollkommen unvorhersehbar entwickelt sich eine Schlaegerei zwischen zwei Gruppen, in die auch unser Kellner verwickelt ist. Es bleibt harmlos. Aber wieder werden mir die zwei Gesichter der Stadt bewusst.

Ich merke wie schwer es mir noch faellt, Situationen richtig einzuschaetzen und ein Gespuer fuer die Absichten und Mentalitaet der Menschen zu entwickeln.

Nur spuere ich wie es mich erst einmal aus dieser Stadt zieht.

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