Archive for the ‘Mongolei 2007’ Category

Abschlussbericht

März 2, 2008

Besser spät als. Deshalb hier und heute noch eine Zusammenfassung der Geschehnisse seit unserem letzten Beitrag aus der Mongolei:

Nach dem letzten Bericht haben wir einige Tage die Naturparks um Khovd bereist. Einige Bilder von diesen Tagen und der Rückreise von Khovd nach Ulan Bator findet ihr bei flickr (http://www.flickr.com/photos/23006219@N04/), aber jetzt zu dem was noch in Khovd passierte. Als wir zurückkamen ging’s natürlich zuerst ins Internetcafé:

Yes! 917 Euro!

Deshalb als erstes hier nochmal die Namen all derer die den Erfolg mitgetragen haben. Noch eine kleine Sache vorweg: Wir wollen bei allen growtogether-Projekten, die in Zukunft noch realisiert werden, nie wieder in der Betreff-Zeile lesen: „Mehr geht nicht.“ Denn mehr soll auch nicht gehen. Jeder trägt seinen Teil bei, ob 200 oder 5 Euro. Es ist der Wille der zählt und wir haben uns durch jeden Namen auf dem Kontoauszug sehr geehrt gefühlt. Die Gemeinschaft hat ermöglicht, was wir uns vorgenommen hatten.

Lorenz Koehler, Sara Koenitzer, Malte Kamrath, Elisabeth Funke und Mama, Bastian Schroeder, Stefanie Grosswendt, Sophie Moeller, Eva Laux, Clara Biermann, Jonas Eschenburg, Dietrich und Ursula Mueller, Dr. Roland Pieringer, Antje Ballentin, Katja Ballentin, Sylvie Ballentin, Sara Kamrath, Nora Graf, Leila Bekri, Lars Matthes, Dirk Dudenhoeffer und Steppi, Kerstin und Ralph Ballentin, Philipp Hoffmann, Franziska Steinle, Jerome Lutz, Merle Röhr, Sarah Buschbeck, Karin Müller, Olivia Kotzur, Jörn Ballentin!

Voller Stolz konnten wir also die Bücher bei Langenscheidt bestellen. Leider konnten wir nicht mehr miterleben, wie die Materialien rege in Gebrauch genommen werden, aber uns wurden einige Bilder zugesandt. Ein wenig gestellt ist das Szenario wohl schon, findet der Unterricht doch normalerweise im Klassenraum und nicht in der Bibliothek statt. Besondere Motivation beim Lernen zu zeigen bedürfte jedoch nach unseren Erfahrungen keiner großen schauspielerischen Qualitäten.

Das im letzten Beitrag angesprochene Videoprojekt, die Verfilmung eines Märchens von Leo Tostoi, konnte erfolgreich umgesetzt werden. Nach unserer Rückkehr aus den National-Parks um Khovd konnten die Studentinnen ihre Texte auswendig, hatten Kostüme organisiert und wir drehten an einem Nachmittag ein ganz besonderes Abschlussvideo. Vor wenigen Wochen schickten wir die fertig gescnhittene DVD nach Khovd. Ein wunderbares Andenken an eine Zusammenarbeit die beide Seiten bereicherte!

Bücher1Bücher2Bücher3

lernen1lernen2lernen3

Videodreh4 Videodreh3

Videodreh2Videodreh1

konstruktive Kritik

September 27, 2007

Auf unseren Spendenaufruf und den letzten Blog-Eintrag haben wir viel positive Resonanz erhalten aber auch kritische Kommentare fuer die wir uns sehr bedanken:

“Ich muss allerdings zugeben, dass ich bei Entwicklungshilfe eher so an
„primaere Beduerfnisse“ gedacht hatte, also Trinkwasserbrunnen, Schulgebaeude
etc..”

Urspruenglich dachten wir natuerlich auch eher an die primaeren Beduerfnisse, jedoch sind diese selbst auf dem Land gut gedeckt. An Essen, Trinken und einer warmen Unterkunft mangelt es hier niemandem und in jedem groesseren Dorf gibt es zumindest eine Schule, einen Arzt und eine Polizeiwache. Die Mongolei ist kein Entwicklungsland.
Jeder hat die Pflicht und Moeglichkeit eine Schule zu besuchen, so dass die Alphabetisierungsrate hier auf einem aehnlichen Niveau wie in Deutschland liegt. Jedoch mangelt es den vorhandenen Bildungseinrichtungen oft an Materialien.
Dass wir an einer Universitaet Bildung auf hohem Niveau unterstuetzen, ist uns durchaus bewusst. Jedoch sind wir der Meinung, dass Akademiker Zugpferde fuer die Zukunft eines Landes sein koennen, die durch die Weitergabe ihres Wissens das Bildungsniveau nachhaltig aufrechterhalten koennen.

“…habe mich vorgestern mal mit eurem Projekt auseinandergesetzt und finde euer
Engagement gut aber meint ihr nicht, ihr haettet einen Studiengang finden koennen
der dem Land wirklich weiterhilft?”

Sicherlich sind fuer die Entwicklung eines Landes Oekonomen und Ingenieure von essentieller Bedeutung aber koennen allein diese Berufsgruppen die Zukunft des Landes gestalten?
In Zeiten der Globalisierung werden internationale Beziehungen immer bedeutender.
Die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Deutschland ist stark ausgepraegt und viele Studenten koennen sich vorstellen spaeter in deutschen Unternehmen zu arbeiten. Andere traeumen davon einmal zu dolmetschen, im Tourismus zu arbeiten oder ihr Studium in Deutschland weiterzufuehren.

Darueber hinaus ist kultureller Austausch eines der growtogether-Ideale.Uns bereitet es Freude andere Kulturen kennenzulernen, was natuerlich wesentlich einfacher wird, wenn man die Menschen versteht. Es ist ein schoenes Gefuehl zu sehen, wie sich in der Ferne Leute fuer die eigene Sprache und Kultur interessieren und gerade darauf brennen mit uns diesen Freitag ein kleines Maerchen von Leo Tolstoi auf deutsch zu verfilmen…

In diesem Sinne danken wir allen, die bisher unsere Idee unterstuetzt haben:

Lorenz Koehler
Sara Koenitzer
Malte Kamrath
Elisabeth Funke und Mama
Bastian Schroeder
Stefanie Grosswendt
Sophie Moeller
Eva Laux
Clara Biermann
Jonas Eschenburg
Dietrich und Ursula Mueller
Dr. Roland Pieringer
Antje Ballentin
Katja Ballentin
Sylvie Ballentin
Sara Kamrath
Nora Graf
Leila Bekri
Lars Matthes

Dirk Dudenhoeffer und Steppi_

Kerstin und Ralph Ballentin

Philipp Hoffmann

Franziska Steinle

Projekt Deutsch-Mongolische Philologie

September 14, 2007

So jetzt mal ernsthaft. Der WWF konnte uns mit seinen Ideen ja nicht so ganz ueberzeugen. Stattdessen lernten wir ueber einige Umwege Katja kennen, eine russische Deutschlehrerin an der Universitaet von Hovd. Nach einem gemeinsamen Abend bei Heino, fragten wir sie am naechsten Tag eher beilaeufig nach der Ausstattung ihrer Fakultaet. Sie erzaehlte uns von der Lehrbuchreihe “Moment Mal”, von der sie Band eins und zwei bereits ueber private Spenden beschaffen konnte. Wenn in zwei Monaten die ersten Studenten diese Buecher bearbeitet haben, koennen sie den Unterricht ohne Band drei kaum fortsetzen.Der Studiengang Deutsch-Mongolische Philologie wird erst seit 4 Jahren angeboten. Lernten die ersten beiden Jahrgaenge noch recht unstrukturiert und ohne ausreichendes Lehrmaterial, so ermoeglichen ein neu erarbeiteter Studienplan und die beschafften Buecher nun erstmals effektive Lehre. Unterstuetzt wird diese Entwicklung durch junge motivierte Lehrkraefte, wie etwa Katja, die sich laengerfristig in Hovd engagieren.

Die letzten Tage besuchten wir regelmaessig den Unterricht um uns ein eigenes Bild von den Lehrbedingungen zu machen. Im normalen Frontalunterricht waren die groesstenteils weiblichen Studenten beim Antworten kaum zu bremsen. Wusste einmal die ganze Gruppe nicht weiter, so waren die Erklaerungen von einem interessierten Aahhh gefolgt. Als wir uns waehrend der Arbeit in Kleingruppen auch mal als Lehrende betaetigten, waren wir ueberascht, wie motiviert sich die 18 bis 19jaehrigen auch hier zeigten und wie aufgeschlossen sie uns gegenueber traten.

Um die gewonnene Qualitaet des Unterrichts auch in Zukunft sicherstellen zu koennen, waere es notwendig folgendes Material zu beschaffen:

Anzahl Material Stueckpreis

30 Arbeitsbuch Moment mal! 3 12,95

1 Lehrerhandbuch Moment mal! 3 17,50

30 Lehrbuch Moment mal! 3 14,95

1 Testheft CD Moment mal! 3 14,50

10 Lehrbuch Moment mal! 1 14,95

10 Arbeitsbuch Moment mal! 1 12,95

 

 

Das macht nach Adam Riese 1148 Euro,das ist ne ganze Menge Schotter. Aber auch hier hat der Vorstand von growtogether e.V. wieder gut verhandelt und konnte bei Langenscheidt einen Rabatt von 45% rausholen.

Wir bekommen also das ganze Paket fuer 625,69 Euro. Hinzu kommen Versandkosten in Hoehe von 165,70 Euro.

Wir oder besser die Uni Hovd benoetigt also insgesamt 791,39 Euro. Nachdem wir in zwei Wochen harter Arbeit dieses Projekt in die Wege geleitet haben, bauen wir jetzt auf eure Unterstuetzung. Jeder Euro hilft und wenn am Ende was ueber bleibt kennen wir noch ein, zwei kleine Luecken, die es zu fuellen gibt.

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growtogether

Mittelbrandenburgische Sparkasse Potsdam

Blz.: 160 500 00

Kontonr.: 366 400 21 80

Betreff: Projekt Mongolei 2007

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Liebe Freunde, es liegt in euer Hand!

JenSven

Und entschuldigt bitte die schlechte Formatierung aber wir verzweifeln schon seit 2 Stunden daran. Unsere Kamera erkennt er auch nicht.

der Vorleserdas erste StudienjahrKatja, die russische DeutschlehrerinPersonal Trainer

Projekt Umweltkabinett geplatzt

September 13, 2007

Hovd-13.09.2007

Growtogether lehnt die Zusammenarbeit mit dem WWF ab. Die Realisierung des Umweltkabinetts an der sechsten Schule rueckt damit in weite Ferne. Nach anfaenglich positiven Signalen wurden im Verlauf der dreitaegigen intensiven Verhandlung die Differenzen immer deutlicher.

Laut dem Vorstandsvorsitzenden Jens Mueller wurde das Projekt Mangels Partizipation seitens der Schulleitung abgelehnt. Weiterhin kritisierte er, dass fuer die Realisierung gesteckter Ziele, wie etwa der besseren Zusammenarbeit der Lehrer, das Umweltkabinett nicht essentiell sei. Sein Kollege Sven Ballentin bemaengelte vor allem die repraesentative Funktion des Projektes und die damit verbundene Forderung nach Beamer und Fernseher. Diese koennten ausserdem zu leicht zweckentfremdet werden. Trotzdem hoffe man, dass der WWF das Projekt auch eigenstaendig verwirklichen kann, so der Vorstand von growtogether e.V.

Tote Ziege, lecker Essen

September 10, 2007

Samstag 10.23 Uhr, die russische Antonow 126 landet in Hovd. Der rote Teppich ist ausgerollt, die Soldaten stehen Spalier…. Fuer die Regierungsmaschine nebenan, tja.

Aber auch wir werden erwartet. Heino Hertel, Entwicklungshelfer und Mongoleiexperte steht puenktlich deutsch mit asiatischem Kleinwagen am Flughafen. Die folgenden zwei Naechte sollen wir im Kreise der kasachischen Familie seiner Frau in Jurten verbringen. Die anfaengliche Schuechternheit verfliegt bei der uns entgegengebrachten Gastfreundschaft augenblicklich. Setzt man einen Fuss in die stets geoeffnete Jurtentuer so beginnt die “Haus”frau eine “Tisch”decke auf dem Boden auszubreiten. Kurze Zeit spaeter plagen einen Atemprobleme aufgrund uebermaessigen Genusses kasachischer Koestlichkeiten. Dazwischen liegen frisch-gepflueckte, saftig-suesse Wassermelonen, selbst gerollte Bandnudeln zu lecker fettigen Lammstueckchen aber auch saeuerlich-salzige Milchprodukte, ungekuehlt gelagert.

Alles was wir neben der Voellerei zu beachten haben, ist das zuvor von Heino erlernte Jurtengrundgesetz. So betritt der Gast im Innenraum nur die linke Seite und setzt sich der Rangordnung nach neben den Hausherren. Die Alphatierposition war fortan hart umkaempft. Um Dankbarkeit zu zeigen meldeten wir uns am ersten Tag zur kollektiven Heuernte. Nach drei Stunden stand Jens alleine mit seiner Sense und drei Kasachen auf dem Felde, da Sven mit Blasen an den Haenden und geplagt von Mueckenschwaermen den Dienst unterbrechen musste. 10 Minuten spaeter, nachdem Jens mit Handzeichen erklaert hatte: “Der is voll fertig, der schlaeft jetzt”, kam Sven zurueck, seine Maennlichkeit unter Beweis zu stellen. 5 Minuten spaeter gab es Mittagessen.

Eine neue Moeglichkeit bot sich ihm am Nachmittag, als unerwartet eine Ziege aus dem Auto geladen wurde. Jetzt oder nie, Jens oder Sven. Eine Stunde spaeter hockte zweiterer mit dem Messer in der Hand ueber dem geknebelten Tier. Den Daumen im Maul, den Kopf ueberstreckend liess er die geschaerfte Klinge durch des Tieres Kehle gleiten. Jens fotografierend, Sven wie paralisiert, spielten die Kinder mit dem abgetrennten Kopf der Ziege. 5 Minuten spaeter gab es Abendessen.

Zurueck in Hovd hatte Heino uns schon einen Termin beim WWF organisiert und mit dem Aimag-Governor gesprochen. Nun galt es die sandigen Traveler-Klamotten gegen hellblaue Einheitshemden, fuer drei Euro vom Markt, einzutauschen. Serioesitaet ist alles. Dafuer bietet sich uns jetzt die Moeglickeit die Universitaet zu unterstuetzen oder an einer Schule ein Umweltkabinett in Kooperation mit dem WWF einzurichten. Anfang dieser Woche geht es in neue Verhandlungsrunden, so dass wir euch bald konkret sagen koennen, welches Projekt growtogether e.V. in der Mongolei unterstuetzen wird. Legt schonmal einen Euro zurueck…

img_1332.jpgHackerein Spass fuer die KinderFamilieimg_1432.jpgimg_1437.jpg

Wilder Westen der Mongolei

August 30, 2007

Das Abenteuer startete, wie schon in Moskau, mit dem Zug. Im offenen Schlafwagon hielten uns diesmal nicht betrunkene Russen, sondern tierisch laut schnarchende Mongolen wach. Ueber Nacht erreichten wir Erdenet.Es sollten zwei verdammt harte Tage folgen. Keine Transportmoeglichkeit zwischen Erdenet und Bulgan erwartend, hatten wir uns fest vorgenommen, uns und unsere 22kg Gepaeck zu Fuss ueber die 65km zu schleppen. Plan ist Plan und so liessen wir uns auch von zahlreichen Mitfahrgelegenheiten auf einer frisch asphaltierten Landstrasse nicht von unserem kleinen Abenteuer abbringen. Unterwegs sassen wir auf preisgekroenten Rennpferden, wurden auf Airak in Jurten eingeladen, teilten unsere Bonbons mit Nachwuchshirten und Jens wurde lobend als Faschist bezeichnet. Nach einer Nacht im Zelt kamen wir am zweiten Tag vollkommen ausgelaugt, mit Blasen an den Fuessen, sonnenverbrannten Gesichtern und verfilzten Haaren in Bulgan an. Vor Schmerz und Freude schreiend liessen wir uns am Ortseingangsschild zusammensacken. Unser theatralisches Gehabe wahrnehmend lud uns ein Mongole prompt in seine Huette ein.Keine Einladung ausschlagend tranken wir erst Tee, wollten gehen… assen dann Leber mit Speck, wollten gehen… tranken darauf Wodka, wollten gehen und konnten nach der Platte mit Ziegeninnereien dem Vorschlag ueber Nacht zu bleiben nichts entgegensetzen. Im familiaeren Aufenthaltsraum, dem einzigen Zimmer der Huette, wurden Decken fuer die Nachtruhe ausgebreitet. Wir lagen schon totmuede in unseren Schlafsaecken, als der Fernseher angeschaltet wurde, das Telefon dreimal klingelte und daraufhin 2 Freunde der Familie, mit Woerterbuechern bewaffnet, das Szenario betraten. In grosser Runde praesentierte uns der Vater, selbst in Unterhose, voller Stolz den Puller seines ersten Sohnes Dschingis. Der Einjaehrige genoss Narrenfreiheit und wurde vom Vater mehrmals dazu aufgefordert uns zu verpruegeln. Dagegen wurde die aeltere Tochter mit einem Handwink dazu aufgefordert, zuvor servierte Getraenke wieder in die Kueche zu bringen. Nach vielen Lachen und Missverstaendnissen schliefen wir Stunden spaeter ein. Da uns Bonbons als Dank fuer die Gastfreundlichkeit nicht ausreichend erschienen, hinterliessen wir ein paar Tugrik und brachen am naechsten Morgen auf, uns wie geplant eine Mitfahrgelegenheit in das 350km entfernte Murun zu beschaffen.An der Tankstelle angekommen versprach man uns einen Transporter, der eine Stunde eintreffen sollte. 4 Stunden spaeter, dafuer ohne die ueblichen zwei Personen pro Sitz, sondern komplett leer, kam unser russischer Kleinbus. Mit 50 Sachen bretterten wir ueber Rumpelpisten in den Sonnenuntergang. Gerade eingeschlafen wird Sven von Jensens panikartigen: “Steig mal ueber mich rueber, schnell schnell !!! ”, geweckt. Nach einem Ausweichmanoever war der Transporter einem Abhang runtergerutscht und drohte jeden Moment umzukippen. Nachdem wir aus der Seitentuer geklettert waren und 300kg Sandsackbalast abgeworfen hatten, sollten wir den Wagen mit zwei Seilen wieder auf die Strasse ziehen. Letztendlich gelang dies erst ueber ein geschicktes Fahrmanoever. Nach diesem Schock ging der bis dahin absolut coole Fahrer erst einmal beten, bevor wir unsere Fahrt nach Murun zu Ende brachten. Um 4 Uhr morgens blieb uns keine andere Wahl, als erneut im Zelt zu uebernachten. Misstrauisch beaeugt von mongolischen Hunden schliefen wir endlich ein.

erstes Zeltenstolzer Reiterzwischen nordkoreanischen TrucksSven zieht den Karren ausm Dreck oder so

Ulan Bator

August 30, 2007

Nach 5-taegiger Trockenbrot- und Tuetensuppenernaehrung im Zug beschraenkte sich unsere anfaengliche Entdeckungslust in Ulan Bator schnell auf die diversen preiswerten monglischen Restaurants. Waehrend man eine Riesenportion Lammfleisch mit Reis verschlingt, kommen Kinder, oft mit vernarbten Gesichtern, an den Tisch und versuchen uns Kaugummis und Bonbons zu verkaufen.

Auf der Strasse fahren, aehnlich wie in Moskau, dicke Strassenkreuzer. Daneben liegen immer wieder Mongolen auf der Strasse. Man fragt sich ob sie „nur“ betrunken sind…

Dieses Nebeneinander von Arm und Reich versuchte uns eines Abends ein Mongole auf dem Suchbataar-Platz zu erklaeren. Er schimpfte auf seine korrupte Regierung, die die Schaetzte des Landes an China und Japan verscherbeln und sich die Gewinne in die eigene Tasche stecken wuerde. Sein Land braeuchte eine starke ordnende Hand. Dabei denkt er an die glorrreichen Zeiten unter Dschingis Khan. Im gleichen Atemzug nennt er Hitler, den er sich genauso gut als Retter seines Volkes vorstellen koennte. Vergeblich versuchen wir mehr Realtitaet in sein durchweg positives Bild Hitlers zu bringen.

Nach 4 Tagen Ulan Bator, Lautstaerke und Hektik freuen wir uns auf die Bilderbuchmongolei, auf Ruhe und Weite. Um sich auf die widrige Witterung vorzubereiten kauft sich Sven im State Department Store fuer 25 Euro eine supi-dupi North-Face Jacke mit Goretex-Membran. Sich wie ein kleiner Schuljunge freuend realisiert er beim Wassertest in der Hostelkueche, dass es sich wohl eher um eine North-Fake Jacke handelt.

Am letzten Abend bereitet sich der gefrustete North-Fake Kaeufer mit einem kleinen “1,5 Liter Bier auf Ex Kontest” auf die folgende Nacht vor. Vernichtend schlaegt er einen Englaender und einen Schotten, die gerade eine Ralley von London nach Ulan Bator beendet haben. Zu siebt macht sich die israelisch, polnisch, deutsche Partykombo in einem Taxi, Svunte und Junte wie gewohnt heterophob vorne gemeinsam aufm Beifahrersitz, auf den Weg ins Metropolis. Zwischen betrunkenen, sich pruegelnden Mongolen schwanken wir voller Vorfreude in Richtung Eingang, um zu erfahren, dass der Club vor wenigen Minuten geschlossen wurde aber ebenso schnell wieder aufmachen soll. Dem war nicht so. Im Regen stehend freuen wir uns nun endgueltig auf die Steppe.

In Alkohol eingelegte Sardinen

August 22, 2007

Nun sind wir also 5 Tage lang durch Russland unterwegs gewesen, eingeschlossen in einer kleinen Sardinebuechse. Vom Land haben wir zwar viel gesehen aber nichts gerochen, nichts gefuehlt , nichts gehoert. Beim Blick aus dem Fenster kommen einem Gedanken, wie:

„Baum, Baum, Wiese, Baum, Wiese, Wiese, Wald….

…..ey, guck mal die zwei kleinen Holzhuetten…Ohh und ne Villa daneben, mit ner Mauer und Stacheldraht drumrum!!!!

Baum, Wiese, Wald, Wald, Fluss, Wiese, Wiese, Baum“

Ab dem zweiten Tag kommt zum bestaendigen Rauschen das Zuges ein periodisches Klopfen und Ruetteln an unserer Tuer, die wir dann immer geschlossen halten mussten, um nicht unfreiwillige Teilnehmer eines weiteren oder eher dauerhaften russischen Trinkgelages zu werden.

Der Ruettler und Klopfer hiess Sergej. Dessen russischer Charme uns bei einem kurzen Besuch im Gourmetrestaurantwagen zu einem laengeren, intensiven Rendesvouz mit Wodka verleitete.

Mit steigendem Alkoholpegel wandelte sich seine zunaechst erheiternde, froehliche und offenherzige Art in ein, besonders bei den Frauen, immer zudringlicheres Verhalten. Und sein Alkoholpegel sollte fuer die naechsten Tage auch nicht mehr sinken…

Nicht nur bei Sergej, ob jung ob alt, Hundelebensretterstaffel, Offizier oder Bauarbeiter, bei allen waren wir stets auf ein Glaeschen eingeladen. Manchmal fuehlten wir uns fast ein bisschen schuldig, da wir nie was beitragen konnten. Hatten ja auch nur Tuettensuppen und warme Salami. In den Runden wurde bruchstueckhaft auf Englisch kommuniziert, wenig verstanden und umso lauter gelacht. Nur einmal waren wir still. Sasha: „My grandfather, aehh, yours, in war. Bum, Bum, Bum“.

Geschichte war bis dahin im Abteil nie praesent. Sekunden des Unwohlseins. Sasha sucht nach Worten, wir warten unsicher, bis er das Glas hebt: “ Russia and Germania, aehh, you and me,…., friends“. Richtig Sasha, PROST!

In Irkutsk verliessen alle Russen den Zug. Vorher stehts in Jogginghose, Adiletten und oberkoerperfrei, trugen sie nun ueberraschend feine schwarze Schuhe, gepflegte Jeans…. Einen Tag spaeter verliessen auch wir den Zug. Wanderstiefel, ausgefranzte Hosen und ungeduscht aber voller Entdeckungslust. Ulan Bator…

outdoorduscheSergej und die Frauen und der Vodkaerstmals mongolische Weiteachtung sonnenbrand

Stadt des Umbruchs

August 15, 2007

Nach 3stuendigem Flug kamen wir gestern in der ehemaligen Hauptstadt der Union der sozialistischen Sowjetrepubliken an.

Aus der Luft sahen wir ein weisslich-steril wirkendes Haeusermeer, welches sich am Boden in ein laute, unerfassbare Metropole verwandelte. 32Grad und schweissgebadet.

Unser Hostel mit freundlich-komunenhafter Atmosphaere stellt sich mehr und mehr als Insel im sonst rauen Meer Moskau heraus. Ohne Russischkenntnisse scheint es hier jedoch schwer moeglich auch nur eine Wegbeschreibung zu erhaschen oder ein Broetchen zu kaufen. Jedoch trifft man auch auf Russen, welche ihr Englisch ueberschwenglich ausleben.

Im letzten Jahrzehnt scheint ueber Moskau eine Welle westlichen Lifestyles geschwappt zu sein. Wohin das Auge sieht: Mercedes, Lexus, Hummer, welche die kleinen, klapprigen Lada von der Strasse zu schubsen scheinen. Durchweg schlanke, braungebrannte Frauen, deren Kleidung der Fantasie wenig Freiraum laesst, paaren sich mit iro-vokuhila-frisierten Maennern. Begeisterte Menschenmassen stuermen die McDonalds-Filialen im ehemaligen Herzen der Sowjetunion.

Diese Selbstdarstellung scheint hier in extremer Form kopiert. Jedoch sollte man sich dabei fragen, ob nicht auch unser Style viel zu oft Kopie aus Vogue und HipHopVideos ist.

Die Buergersteige Moskaus sind krumm und schief, jedoch werden vielfach die angrenzenden Haeuser und Kirchen liebebvoll restauriert. Vereinzelt findet man noch Hammer und Sichel in einer Stadt, die sich auf dem Weg in eine neue Epoche befindet.

Vom Ort des Umbruchs gruessen,

Jens und Sven

klein DisneylandTradition vs ModerneMcDo am roten PlatzAbendbrot

5 Tage noch…

August 9, 2007

alle Klausuren geschrieben, Unistress vorbei, Hektik der Reisevorbereitung schließt sich an

Dienstag, 14 August 2007 soll’s losgehen. Erst mit dem Flieger nach Moskau und am 16. weiter mit der Transibirischen Eisenbahn hin zum eigentlich Ziel: Ulan Bator, Hauptstadt der Mongolei.

Von dort aus geht es dann weiter ins Land, hin zu seinen Menschen…